Will ich betrunken werden? Will ich den Hangover – also verkatert sein? – Nein, ganz sicher nicht. Trinken – mehr oder weniger ernsthaft – hat als Ergebnis natürlich immer einen gewissen Blutalkoholpegel. Vermeiden lässt sich das nicht. Durchaus angenehm ist es auch. Bei mir beseitigt ein alkoholhaltiger Drink im Winter binnen kürzester Zeit kalte Füße. Mit der Zunahme von Kohlehydraten oder Bewegung ist dieses wirklich angenehme Gefühl auch erreichbar. Ein Glas Rotwein (zuhause), ein Old Fashioned, ein Manhattan oder die ans Herz gelegte Empfehlung eines Bartenders beheben diesen gewissen Notstand durchaus mit mehr Eleganz. Sicher – es ist ein Effekt. Dennoch habe ich in solchen Situationen weder Lust noch Laune auf Effekttrinker. Alles nur im entferntesten Sinne ballermann-hafte stört und erregt augenblicklich einen ausgeprägten Fluchtreflex, auch wenn ich ansonsten auch bei lärmenden Kindern im Restaurant nicht die Nerven verliere. Säufer mag ich nicht, ich verabscheue diese Art des aufdringlichen Effekttrinkens. Die Unterscheidung in „Trinken“ – gerne auch ernsthaft – und „Saufen“ ist mir wichtig.
Bitte keine Effekttrinker

Säuferbars mag ich nicht. Häufig sind solche Etablissements in den Ausgehvierteln der Großstädte zu finden. Sind Werbetafeln für Happy-Hour zu sehen, ist das ein Grund, schnellen Schrittes vorüber zu gehen. Tauchen dann auch noch Junggesellen-Abschiede auf oder Ansammlungen, die nur im entferntesten nach Vereinsausflügen oder Firmenfeiern aussehen, so scheint mir die Umgebung völlig falsch zu sein. Wenn sich hier doch eine Speak Easy Bar findet, wie die Kinly im Frankfurter Bahnhofsviertel, dann muss diese auch noch aus anderen Gründen eine strenge Tür haben: Drogen und Prostitution. Offene Türen, wie an der Düsseldorfer Squarebar mit ihrem wirklich netten Außenbereich oder coole Hotelbars sind eher etwas abseits – wie die Roomers in Gehweite von der Kinly, ohne Tür und mit völlig anderer Klientel. Aber sie halten auch durch ihre pure Erscheinung das saufende Publikum ab. Die Bars im Ritz-Carlton in Berlin, die im Vier Jahreszeiten in Hamburg oder auch die im Breidenbacher Hof in Düsseldorf sind Beispiele. Dort findet man nur ab und an ältere Herren in Begleitung überaus attraktiver junger Damen – was auch nicht so mein Fall ist, sich offensichtlich auch nicht vermeiden lässt. Na wenigstens machen die keinen Lärm und pöbeln nicht herum.
Drinks, Treffpunkt & Gespräche
In Cocktailbars erwarte ich nette Unterhaltung – ein Bartender meinte sogar irgendwann, dass Gespräche in Bars noch wichtiger seien als die Drinks. Recht hat er, der Christian von Boothby’s Bar in Düsseldorf . Allerdings, und das sollte man keinesfalls vergessen, gäbe es ohne tolle, inspirierende Drinks die so wichtigen Gespräche nicht. Das ist so, gleich ob sich die Menschen vor der Bar bereits kennen oder gerade kennenlernen. Die Gespräche sind das Elixier der Inspiration, getrieben von Drinks, die alles andere sind als Standard. Cocktailbars sind ein Mittel gegen Langeweile und lassen mich ungezwungen Menschen kennenlernen, die man sonst nie treffen würde. Das macht solche Bars so spannend.
Eigenkreationen & Standards bitte!
Ja, die Drinks. Wichtig sind die schon. Am liebsten mag ich Bars mit Eigenkreationen – deren Bartender sich als Mixologen bezeichnen würden oder das, was sie machen, als Crafted Mixology bezeichnen. Sollte sich Volker Seibert hier nicht wiederfinden, dann ist Liquid Kitchen natürlich auch eine passende Umschreibung. Gäbe es Sterne für Bars, würde er seit Jahren – natürlich und ohne jegliche Einschränkung – drei abräumen. Ich erwarte aber nicht, dass eine Bar bei den Mixology Awards mitmacht oder im Falstaff geführt wird, sondern in meiner Erwartung liegt ein umfassendes Wissen hinsichtlich Drinks. Ein Freund sagte: „Frag nach einem Vieux Carré. Der ist nicht so unbekannt, dass ihn keiner kennt. Ist so wie beim Sazerac. Dabei warte auf die Frage nach Cognac oder Bourbon. Ein Kommentar sollte kommen.“ Die Mischverhältnisse dürfen dann ruhig nochmal geprüft werden.
Ach – die Begrüßung, Spirituosen-Auswahl und das Interieur gibt es ja auch noch. Dazu bei Gelegenheit mehr.